Die Sackträgermotte

Die Familie der Motten ist reich an unterschiedlichen Schädlingen. Unter ihnen nimmt jedoch die Sackträgermotte eine Sonderstellung ein. Kaum hatte nämlich die Evolution der Welt den Menschen geschenkt, wurden dessen Männchen von der Sackträgermotte entdeckt. Das belegen neben Gräberfunden aus der Frühzeit der europäischen Besiedlung vor allem die bekannten Holledauer Hodenversteinerungen eindrucksvoll. Erste Aufzeichnungen über die Begegnung von Motte und Mann finden wir im Tagebuch eines karthagischen Soldaten, welcher sich die Kreatur 218 v. Chr. auf dem Weg durch Südfrankreich einhandelte. Trotz moderner Medizin und Hygienevorschriften besetzt die Sackträgermotte vorzugsweise in West- und Südeuropa immer noch den strategischen Punkt der Männer. Dabei sind Mottenpopulationen keineswegs nur bei älteren Herrschaften anzutreffen. Auch ein Blick auf den Genitalbereich junger Männer kann beim Urulogen manches ‘Hallo, aber hallo’ auslösen. Für Abhilfe sorgt vor allem regelmäßiges Lüften der heimgesuchten Körperzone. Der vorsichtige Umgang mit Pinzetten und anderen spitzen Geräten ist natürlich Gebot. Intimsprays sollten ebenfalls umsichtig angewendet werden. Sie können Duftnoten beinhalten, welche den Lockstoffen der weiblichen Sackträgermotte sehr ähnlich sind. Sonnenlicht, Salzwasser und Pinkeln gegen stromführende Kuhzäune werden in der Volksmedizin gerne als Hausmittel genannt.
Sackträgermottenbefall war lange Zeit ein Tabuthema in der Männerwelt. Doch die Augen vor dem Problem verschließen und nur kratzen ist keine Lösung. Natürlich ist es megapeinlich, wenn im Freibad, kurz vorm Seemannshecht mit Ansage, eine unternehmungslustige Sackträgermottenraupe aus der Badehose kriecht oder wenn im gutbesuchten Herrenklo eine Motte dem Hosenschlitz entflattert und die Umstehenden, egal wie weit sie in ihrer Verrichtung fortgeschritten sind, panikartig den ihren schließen. Heimgesuchte sollten sich trotzdem auf keinem Fall zu Hause und in der Enthaltsamkeit verstecken. Unterstützung finden die Geplagten bei der Deutschen Gesellschaft der Sackträgermottengeschädigten. Dort wagte man sich nach Jahrhunderten des schamhaften Schweigens endlich mit dem brisanten Thema an die Öffentlichkeit und rief den 18. November zum Weltsackträgermottenträgertag aus. Auf der Arabischen Halbinsel und deren Umgebung hatte man der Motte eine bedeutende Aufgabe bei der Überprüfung der gemachten Angaben im Rahmen der Neueinstellung von Haremswächtern zugedacht. Dazu wurden im Verlauf des Bewerbungsgesprächs vom Personalchef des Kalifen Sackträgermotten aus einem kleinen Käfig freigelassen. Fand eine der Kreaturen eine neue Heimat im Schritt des angeblichen Eunuchen, dann gab es je nach momentaner Laune im Herrscherhaus zwei Möglichkeiten im Lebenslauf des Ertappten: Entweder bekam er vom Lieblingsfreistoßschützen des Kalifen einen Tritt dorthin, wo sich gewöhnlich der Afterskorpion aufhält, oder wurde vom Klingenmeister zu dem gemacht, was er vorgegeben hatte zu sein und konnte sich erneut bewerben. Oft genug wurde bei letzterer Variante vergessen, die Sackträgermotte vorher zu entfernen. So kam es, dass der Bedarf an den nicht im Orient heimischen Tieren groß war. Handelskarawanen brachten die Raupen auf die Basare, wo sie mit Myrrhe und Halbedelsteinen aufgewogen wurden.